Die Medien sind voll mit Warnungen vor Gesundheitsgefahren. Es hat schon den Anschein, dass (fast) alles eine Gefahr in sich birgt. Doch warum lenken wir nicht mehr den Blick auf das, was uns gesund hält, auf das, was uns guttut? Heilpraktikerin Tanja Rosenbaum erklärt, wie der Fokus auf salutogene Faktoren gelingt.
Während sich die Pathogenese mit krankmachenden Faktoren auseinandersetzt, beschäftigt sich die Salutogenese mit gesundheitsfördernden Einflüssen. Es zahlt sich aus, den Blick auf das zu richten, was wir Positives erreichen wollen, statt sich ständig mit dem Negativen zu beschäftigen. Wenn wir nicht krank sind, bedeutet das noch lange nicht, dass wir auch gesund sind. Die Angst flüstert uns ein: Bloß nicht krank werden! Unser Cortisolspiegel steigt. Wir sind gestresst.
Würde ein Fußballtrainer seiner Mannschaft nur beibringen, den gegnerischen Ball nicht ins eigene Tor zu lassen – würde diese Mannschaft das Spiel nie gewinnen. Wir brauchen eine bessere Strategie, als nur Krankheit zu vermeiden. Nämlich eine, um unsere Gesundheit zu stärken und auszubauen. Kein Mensch ist gesund, kein Mensch ist krank. Der Begründer der Salutogenese, der Medizinsoziologe Aron Antonovsky (1923 – 1994), hat bereits in den 1980er Jahren illustriert, dass es eher ein Kontinuum gibt, an dessen Endpolen sich jeweils Krankheit und Gesundheit befinden. Wir bewegen uns innerhalb des Kontinuums hin und her. Mal geht es uns besser, mal schlechter. Je mehr wir uns der Zusammenhänge bewusst werden, desto besser können wir unsere Richtung bestimmen. Genau diese Einschätzung unseres eigenen Wohlbefindens hilft uns zu erkennen, was wir tun können, um uns gesünder aufzustellen.
Deshalb braucht es weniger allgemeine Ratschläge, was uns gesund hält, als vielmehr das eigene Erleben. Yoga, Qigong oder andere Entspannungstechniken werden oft als Allheilmittel gegen Stress empfohlen. Doch wer zur Yoga-Stunde hechtet und sich anschließend müde und erschöpft fühlt, sollte eine Alternative erwägen. Auch eine Meditation ist nicht für jeden geeignet. Wenn es Ihnen gefällt, dann nur zu. Doch quälen Sie sich nicht damit. Es gibt Menschen, die innerlich unruhig und aggressiv werden, wenn sie zum Stillsitzen aufgefordert werden. Dann gibt es für Sie bessere Methoden, zu sich zu finden. Spaziergänge in der Natur, in den Himmel blicken oder ein Instrument spielen können auch beruhigend und stresslösend wirken.
Das gilt auch für die Wahl einer gesunden Ernährungsweise. Ignorieren Sie gegebenenfalls freudig alle Trends, ob vegan, ketogen, Paleo oder Intervallfasten. Es ist nicht sinnvoll, sich von anderen Menschen erklären zu lassen, was Sie zu essen haben. Jeder Körper und jede Darmflora sind einzigartig. Da es um Ihre Gesundheit geht, dürfen Sie schauen, was Sie gut vertragen und was weniger; worauf Sie Hunger haben und was Ihnen wirklich schmeckt.
Glücklicherweise haben wir unseren freien Willen, um zu entscheiden, womit wir uns beschäftigen, was wir lernen und welchen Dingen wir aus dem Weg gehen wollen. Diese Freiheit können wir nutzen, sobald uns klar wird, dass wir die Verantwortung für unser gesundes Dasein tragen. Es ist kein Automatismus in uns eingebaut, der uns auf Teufel komm raus gesund hält. Dafür brauchen wir nicht nur die Kenntnis bestimmter Zusammenhänge, sondern auch den Willen, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Mit sich selber in guter Verbindung zu stehen, ist die Grundlage für eine gesundheitsfördende Lebensweise – zu jeder Zeit.
Weiterführende Literatur
► T. Rosenbaum: Was uns gesund hält, Business Village, Göttingen, 2020
Autorin
Tanja Rosenbaum kombiniert Heilpraxis und Coaching auf einzigartige Weise. Mit ihrem Ansatz unterstützt sie Patienten nachhaltig in der Gesundheits- und Persönlichkeitsentwicklung und hilft, bei klassischen Krankheitssymptomen krankhafte Muster auf kognitiver Ebene zu verändern. https://tanjarosenbaum.com