Es fing mit einem weißen Fleck am Oberschenkel an, dann haben sich innerhalb der letzten vier Jahre auf meinem ganzen Körper weitere weiße, meist rundliche Flecken entwickelt. Kortison hat nichts bewirkt. Eine Internistin sprach von Autoimmunerkrankung, die die Pigmente zerstört. Können Sie mir weiterhelfen?
Die Ursache, warum es bei der Weißfleckenkrankheit zum Verlust der Pigmente kommt, ist immer noch unbekannt. Derzeit werden mehrere Hypothesen diskutiert: Nach der Autoimmunhypothese produziert der Körper Antikörper, welche die körpereigenen, Pigment produzierenden Zellen (Melanozyten) zerstören, so dass das Hauptpigment Melanin nicht mehr gebildet werden kann. Bei der Selbstzerstörungshypothese wird davon ausgegangen, dass sich die Melanozyten selbst zerstören.
Nach der Neuralhypothese werden die Melanozyten von einem Stoff zerstört, der von den Hautnerven gebildet wird. Nicht zuletzt wird die Katalase-Theorie diskutiert, die besagt, dass das Enzym Katalase in den weißen Hautflecken nur noch teilweise aktiv ist und es deshalb zur Anhäufung des Bleichmittels Wasserstoffperoxid (H202) kommt, das die Bildung von Melanin hemmt und zur Zerstörung der Melanozyten führen kann.
Vermutlich ist nicht eine Ursache allein an dem Auftreten der Vitiligo beteiligt, sondern mehrere Faktoren – eventuell auch noch unbekannte. Ganz offensichtlich spielen auch Sonnenbrände, Hautverletzungen sowie Stress und psychische Belastungen eine Rolle. Da die Weißfleckenkrankheit in einigen Familien gehäuft vorkommt, ist auch eine genetische Veranlagung zu vermuten.
Einige Patienten leiden gleichzeitig unter anderen Autoimmunerkrankungen wie etwa an einer chronischen Schilddrüsenentzündung (Autoimmunthyreoiditis: Hashimoto, M. Basedow), einem kreisrunden Haarausfall (Alopecia areata) oder Typ-1-Diabetes.
Heilbar ist die Vitiligo leider nicht. Auch lässt sich keine Voraussage darüber machen, wie sie sich mit oder ohne Therapie weiterentwickelt. Bei manchen Menschen verkleinern sich allerdings die weißen Flecken wieder. Bei anderen kommt die Erkrankung zum Stillstand. Es gibt aber auch Patienten, bei denen sich die Flecken immer weiter ausbreiten und die Verbreitung erst nach Jahren zum Stillstand kommt oder auch nie. Herde, die weiter voranschreiten sind am Rand etwas vorgewölbt (konvex), „stabile“ Flecken in der Rückbildung flachen sich am Rand ab (konkav).
Die Flecken jucken und schmerzen zwar nicht, doch wegen der optischen Beeinträchtigung können psychologische Behandlungen sinnvoll sein. Außerdem gibt es kosmetische Abdeckcremes (Camouflage-Make-up), die wasser- und abriebfest sind.
Da eine ursächliche Behandlung bisher noch nicht möglich ist, richtet sich die Therapie vornehmlich auf eine „Repigmentation“ der betroffenen Areale. Man geht davon aus, dass in den weißen Arealen noch Pigmentzellen vorhanden sind. Diese werden durch Lichteinwirkung zum Wachstum angeregt und wandern wieder in die Haut ein.
Jeder Patient reagiert anders auf die verschiedenen Therapien, nicht jede Behandlungsform wirkt bei jedem Betroffenen. Behandelt wird vor allem mit UV-Licht, allerdings in unterschiedlichen Methoden: Die meisten Ärzte empfehlen eine UVB-311-nm-Lichttherapie. Behandelt wird damit meist über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten. Bei der PUVA-/KUVA-/PAUVA-Lichttherapie cremt der Patient die weißen Haut-areale mit photosensiblen Salben ein und lässt sich anschließend mit UVA-Licht bestrahlen. Alternativ kann man vorab auch ein Bad mit diesen Substanzen nehmen.Eine weitere Lichttherapie ist mit dem 308-nm-Excimer-Laser möglich. Er erzeugt ein Licht mit der Wellenlänge von 308 nm und wird bevorzugt bei einzelnen Herden und kleinflächigeren Flecken eingesetzt, weil diese damit gezielt bestrahlt werden können.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit bietet die Pigmentzelltransplantation, jedoch nur bei stabiler, nicht voranschreitender Vitiligo. Dabei wird unter lokaler Betäubung aus einem gesunden Areal ein Stückchen Haut entnommen, um daraus Pigmentzellen zu isolieren und zu einer Pigmentzelllösung zu verarbeiten. Die zu behandelnde Stelle wird mit einem ablativen Laser aufgeraut, um dann die Lösung mit den Pigmentzellen auf diese Stellen zu „verpflanzen“. Anschließend erfolgt auch hier eine UV-Behandlung. Sinnvoll unterstützt werden kann eine Vitiligo-Behandlung grundsätzlich mit der Gabe von Ginkgo biloba, Folsäure, Vitamin C und Vitamin B12.
Kortisoncremes kommen am ehesten bei Kindern vorrübergehend zum Einsatz, da bei ihnen zurückhaltend mit UV-Licht gearbeitet wird. Die Wirkungen sind zum Teil gut, teilweise auch ganz ohne Erfolg.
Sonnenschutzmittel mit einem extrem hohen Lichtschutzfaktor sowohl für UVA- als auch UVB-Strahlung sollten täglich angewendet werden, vor allem bei Flecken im Gesicht. Sie schützen die pigmentlose Haut vor starken Sonnenbränden und die gesunde Haut bräunt nicht so stark, so dass der optische Kontrast von betroffener zu gesunder Haut etwas abgemildert wird. Zur Hauttönung gibt es auch Beta-Carotin-Tabletten, doch färben diese die weiße Haut gelb-orange.
In der Praxis werden von den erwähnten Behandlungsmöglichkeiten meist verschiedene Therapien kombiniert.