Liebe Leserin, lieber Leser,
eines der einträglichsten Geschäfte rund um die Gesundheit stellt seit langem die Propagierung von Abspeckmethoden dar – seien es Diäten oder Nahrungsergänzungsmittel. Die immer wieder neuen angeblichen Wunderkuren zeigen: Eine wirklich effektive Therapie ist wohl bis heute nicht gefunden worden.
Die Mehrzahl der Abnehm-Empfehlungen konzentriert sich darauf, „Energie“ und damit Kalorien in der Ernährung zu vermindern und durch Bewegung mehr Energie zu verbrauchen. Bei Kalorien denken viele zuerst an Fett. Deswegen wird vielfach immer noch eine fettreduzierte Kost angeraten. Daß es daran allein nicht liegen kann, zeigt die Situation in den USA: Dort werden seit Jahrzehnten fettreduzierte oder gar fettfreie Nahrungsmittel angeboten, und dennoch gibt es nirgendwo sonst so viele Menschen mit einem stark erhöhten Body-Mass-Index, also Übergewichtige.
Es liegt der Verdacht nahe, der hohe Zuckerkonsum sei Schuld. Zucker rangiert als Zutat vieler Fertignahrungsmittel ganz oben, wenn auch oft in verschiedene Zutaten aufgeteilt und „getarnt“ hinter für den Laien unklaren Begriffen wie Zuckercouleur, Dextrose, Glukose- oder Fruktosesirup, Maltodextrin, Polysaccharose oder Isomaltose. Hartnäckig weigerten sich Ernährungsexperten, den Stellenwert einer zuckerbetonten Ernährung für das Übergewicht zu akzeptieren. Noch bis vor kurzem wurde behauptet, Zucker spiele in dieser Hinsicht keine Rolle. Die CMA (Centrale Marketingagentur der Agrarwirtschaft) propagiert diese Unwahrheit nach wie vor (siehe Naturarzt, 4/2005: „Die sieben Lügen der Zuckerlobby“).
Mittlerweile wurde nachgewiesen: Bei hohem Zuckerkonsum wird Zucker im Körper zu Fett umgebaut. Dabei wird verstärkt Insulin freigesetzt. Dieses sorgt nicht nur für einen Abstrom des Blutzuckers in die Zellen, sondern hemmt auch den Fettabbau. Daher empfehle ich manchen Übergewichtigen, es mit der „Antipilz-Diät“ zu versuchen: möglichst zuckerfreie Ernährung, außerdem Meiden von süßem Obst und Hefen.
Doch auch diese Methode funktioniert nicht bei allen, ebensowenig das Tiereiweißfasten, nicht einmal die Rohkost oder das Heilfasten. Es müssen also noch andere Faktoren eine Rolle spielen, über die wohl auch die Wissenschaft noch gar nicht so recht Bescheid weiß.
Ein Faktor dürfte die Schilddrüse sein. Selbst wenn sich die Blutwerte im Normalbereich bewegen, kann eine Unterstützung der Schilddrüse unter Umständen sinnvoll sein. Der gezielte Einsatz von Spurenelementen oder Homöopathika kann dabei oft weiterhelfen. „Herumdoktern“ an der empfindlichen Schilddrüse sollte aber nur der sehr erfahrene Therapeut.
Wichtig scheint mir vor allem: Die Betroffenen müssen lernen loszulassen. Je mehr sie die Gewichtsabnahme erzwingen wollen, um so hoffnungsloser wird das Ganze. Abnehmen als intellektuelle Übung. Aber auch das soziale Umfeld spielt eine entscheidende Rolle. Lesen Sie in dieser Ausgabe, wie unsere Fachleute die verschiedenen Aspekte bewerten.
Ein kleiner Trost für alle Übergewichtigen: Auch Untergewicht ist ein erheblicher Risikofaktor, weltweit sowieso, aber auch in unseren westlichen Gesellschaften. Dabei geht es nicht nur um junge Frauen mit krankhaft verzerrten Schlankheitsidealen, sondern z. B. auch um unterernährte Senioren.
Schöne Feiertage und ein Gutes Neues Jahr wünscht allen Leserinnen und Lesern