Liebe Leserin, lieber Leser,
regelmäßig werden in Deutschland Wörter und Unwörter des Jahres gewählt. Das Wort des Jahres 2023 kann nur eines sein: Wärmepumpe! Ein Heizsystem, das in anderen Ländern längst Verbreitung findet. In Deutschland mussten Medien und Politiker diese Vokabel offenbar erst neu lernen.
Die Bundesregierung hätte dazu sagen können: „Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren, wird der Einbau einer Wärmepumpe anstelle von Öl- oder Gasheizungen mit einer Abwrackprämie gefördert. Besonders effizient ist die Kombination mit einer Photovoltaikanlage. Auch diese wird gefördert. Gleichzeitig sollen Fernwärmenetze, sofern nicht auf fossilen Brennstoffen basierend, ausgebaut und dabei die Willkür kommunaler Monopolisten bei der Preisgestaltung unterbunden werden.“
So einfach darf das natürlich nicht gehen. Deswegen musste ein Gesetzentwurf (Gebäudeenergiegesetz –GEG) von fast 200 Seiten her. Der erste Entwurf war vor allem durch enge Fristen gekennzeichnet, verbunden mit Drohungen, ähnlich wie beim Grundsteuerthema im vergangenen Jahr. Wegen erheblichen Widerstands aus der Bevölkerung und Teilen der Politik wurde am GEG nun vieles verändert, Übergangsfristen verlängert und diverse „Wenn“ und „Aber“ eingebaut, wodurch trotzdem zahlreiche Fragen ungeklärt bleiben. Etwa wie zukünftig große Mietshäuser bezahlbar beheizt werden können, oder was mit alten, schlecht gedämmten Gebäuden geschehen soll.
Zurück zur Wärmepumpe. Wärmepumpen werden mit Strom betrieben. Deutschland hat mit die höchsten Strompreise der Welt und verknappt sich das Angebot auch noch selbst. Während die Schweiz durch Wasserkraft und längere Laufzeiten von Atomkraftwerken ausreichend „Grundlast“ zur Verfügung hat und praktisch autark ist, importiert Deutschland lieber Atomstrom aus Nachbarländern, kritisiert gleichzeitig die mangelhafte Sicherheit dieser Kraftwerke und fährt im großen Stil Kohlekraftwerke wieder hoch, importiert dazu Steinkohle u. a. aus Australien. Internationale Experten schütteln über diesen „deutschen Weg“ den Kopf. Da hilft auch kein Verweis auf einen geplanten schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien. Windkraft ist in Süddeutschland an vielen Stellen ungeeignet – schlicht, weil der Wind fehlt. Auch was den Netzausbau anbelangt, hängt Deutschland den Zeitplänen um Jahre hinterher. Was bleibt: Mehr von anderen Ländern lernen! Dabei würde sich vieles finden, was auch auf Deutschland übertragbar wäre, statt umgekehrt ständig andere Länder belehren zu wollen.
Mit sommerlichen Grüßen
Dr. med. Rainer Matejka
Übrigens: Das Bundeskanzleramt wird mit Öl beheizt – in öffentlichen Gebäuden soll das auch weiterhin erlaubt sein …